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Der Künstler als Sammler:   Evgenij Kozlovs "Sammlung 2 x 3m"
Ungewöhnlich ist es nicht, wenn ein Künstler selbst sammelt. Auch durchaus normal ist es, wenn es sich dabei um Werke seiner Künstlerfreunde handelt.
Wenn aber der geborene St. Petersburger Künstler Evgenij Kozlov die maßgeblichen und talentiertesten Künstler und Künstlerinnen seiner Stadt bittet,

• neue Werke speziell für die Sammlung zu schaffen, und sie dazu in sein eigenes Atelier einlädt,
• wenn er dann die Vorgabe macht, daß das Werk das Format von 2 x 3 Metern haben soll,

• wenn die Künstler seiner Bitte nachkommen und ihre Werke unentgeldlich in die Sammlung einzubringen,

dann kann man von einer ganz besonderen Sammlung zeitgenössicher russischer Kunst sprechen.
Zur Sammlungsgeschichte
Die mittlerweile elfjährige Geschichte der Sammlung „2 x 3 m“ hat ihre eigene Entwicklung mit Geburt, Zuwächsen, Ausstellungen, Reisen, Verlusten, Übermalungen, Rückkehrern und zahlreichen Zusagen für die Schöpfung weiterer Arbeiten. Nicht nur die Sammlung als solche hat ihre Biographie, sondern jedes einzelne ihrer Werke

Der Beginn der Sammlung fällt in das Jahr 1990. Dieses Jahr kennzeichnet den Höhepunkt und gleichzeitig auch das Auseinanderfallen der Leningrader Avantgarde, speziell ihrer wichtigsten Gruppierung „Novye Khudozhniki (Die Neuen Künstler)“, deren euphorische Aufbruchsstimmung die zweite Hälfte der achtziger Jahre entscheidend geprägt hat.

Als Gründungsmitgleid der „Neuen“ hat Evgenij Kozlov die Dynamik dieser Zeit mitbestimmt; sie ist in seinen Werken jener Epoche präsent. Die intensive Zusammenarbeit der Künstler bei zahlreichen zum Teil illegalen Ausstellungen und Auftritten, die spontanen Aktionen und Happenings bilden die Ausgangsituation für „2x3m“:
Bei einem der zahlreichen nächtlichen Treffen in seinem Leningrader Atelier „Russkoee Polee (Das Russische Feld)“, im Winter 1990, fordert Evgenij Kozlov seinen Freund Oleg Kotelnikov zum Malen auf; dazu legt er ihm eine aufgerollte Leinwand im Format 2 x 3 Meter hin und gibt ihm Ölfarben. Kotelnikov rollt die Leinwand zur Hälfte auf ein „handliches“ Format aus und beginnt mit einem Motiv, das er dem kürzlich verstorbenen Keith Haring widmet.

Schließlich ist er damit nicht zufrieden, er rollt den Rest der Leinwand aus und fährt fort. Das Gemälde „Stillleben bei +90“ hat schließlich das Format 2 x 3 Meter. Evgenij Kozlov ist von der Arbeit begeistert und beschließt, das Experiment mit anderen Künstlern zu wiederholen - nun von vorneherein mit 2 x 3 m. Die Herausforderung wird jedes Mal mit Enthusiasmus angenommen, die Resultate sind beeindruckend und Evgenij Kozlov nimmt sich vor, mit diesem Prinzip eine veritable Sammlung „2 x 3m“ aufzubauen.
"Die Sammlung 2 x 3m" als Gesamtkunstwerk
In diesem gemeinsamen Schöpfungsprozeß, dessen Ende noch nicht abzusehen ist, ist Evgenij Kozlov Künstler, Kurator, Ratgeber, Begleiter, Freund. Er engagiert sich mit Zeit und Material, häufig entstehen die Werke in seinem eigenen Atelier. Die Wertschätzung, die er den Künstlern und Künstlerinnen entgegenbringt und die er bei diesen genießt, ist die Voraussetzung dafür, daß die Sammlung 2 x 3m entstehen kann.

Dabei übernehmen alle Beteiligten Verantwortung: die Künstler und Künstlerinnen für ihr Werk und Evgenij Kozlov durch die Auswahl der Künstler für die Sammlung als ganze.

Die Künstler sind aufgefordert, ihre Kreativität in einer Dimension zu entwickeln, die für viele ein neuer Schritt ist. Erstens arbeiten die meisten üblicherweise in sehr viel kleineren Formaten; 2 x 3 m ist eine Größe, die einen anderen Einsatz verlangt und ihnen ganz andere Möglichkeiten gibt. Zweitens sind sie sich bewußt, daß sie gemeinsam mit anderen Künstlern ein Gesamtœuvre schaffen, das in einigen Jahren als beispielhaft für die russische Kunst der postsowjetischen Epoche gelten wird - derzeit für St. Petersburg, mit Perspektive auf Moskau und andere Städte.

Mit der Sammlung „2 x 3m.“ setzt Evgenij Kozlov neue Maßstäbe. Seine Glaube an das Potential der russischen Künstler stimuliert diese und wird unweigerlich auch das Publikum überzeugen
"Die Sammlung 2 x 3m" für das "Museum für Russische Kunst Berlin"
Somit setzt sich Evgenij Kozlov eine Aufgabe, die durch ihre Systematik und ihr Streben nach Vollständigkeit Parallelen zu der eines Museums hat, jedoch nicht den Zwängen eines institutionellen Vorgehens mit seinen wissenschaftlichen und finanziellen Vorgaben unterliegt.

Bei der Auswahl der Künstler ist er völlig frei, er entscheidet als Künstler ausschließlich nach seinen eigenen Kriterien.
Daß die Künstler, die er anspricht, bereit sind, sich für die Sammlung 2 x 3m zu engagieren, zeigt, daß seine Idee verstanden und unterstützt wird: der russischen Gegenwartskunst den großen Auftritt zu verschaffen.

Die Sammlung 2 x 3m, die sich vollständig in Berlin befindet, soll nach dem Wunsch Evgenij Kozlovs eines Tages den Grundstock für ein "Museum für Russische Kunst Berlin" bilden

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