Hannelore Fobo, September 2007


Die Kunst der Zukunft, Kommentar zum Gespräch mit Evgenij Kozlov, Seite 1

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Die Kunst der Zukunft

Es ist die künstlerische Ausdrucksform, die den Zustand der Welt beeinflusst, die Welt in ihrer geistigen Gestalt.

„Es ist so, dass die Zeit kommen wird, wo bestimmte Tore im Innern des Menschen geöffnet werden, in seinem Gehirn oder in seiner Seele, jedenfalls, was den inneren Zustand eines jeden einzelnen Menschen betrifft, wenn der Betrachter selbst zum Künstler wird. .......... dann wird jeder ein Künstler sein, denn es wird der Augenblick kommen, wo die Kräfte, die in das Innere des Menschen die dafür bestimmten Informationen eingeben, die innere Fähigkeit des Menschen, darunter auch das Bewusstsein, derart mächtig entwickeln, dass dann jeder Mensch die Kunst der Zukunft schafft. ....... Es wird ganz natürlich sein. Es wird sich nicht unbedingt in Zeichnungen niederschlagen. Aber jede beliebige Ausdrucksform wird man dann künstlerisch nennen können. ............ Dann kommt der Moment, wenn es nicht mehr visuell fixiert zu werden braucht, weil man es einander bereits innerlich übergeben kann. Das wird dann die nächste Stufe der menschlichen Zivilisation sein, wenn man sich auf der Ebene des inneren Gesprächs unterhalten kann. ....... Aber letztendlich geht der Mensch doch über zu den nächsten Arten von Energie. Dann wird er keine Hülle mehr haben. Aber wann das sein wird, bleibt im Augenblick noch ein Rätsel."

Die innere Welt hat ihre Korrespondenz in der äußeren Welt . Wie der Mensch mehr ist das die Summe seiner materiellen Bestandteile, so ist es auch der Kosmos. Die Welt außerhalb des Menschen ist nicht nur materielles Fundament für seine Existenz. Sie steht mit dem Menschen in einer geistigen Wechselwirkung, sie bildet mit ihm einen geistigen Gesamtkörper. Wenn der Mensch seine innere Welt schafft und entwickelt, dann schafft und entwickelt er etwas Neues für beide, eine aktive Kraft – die Kunst der Zukunft -, für die Menschheit und für den Kosmos. Je höher sein Bewusstsein des schöpferischen Prozesses ist, umso weiter reicht die Kraft.

Dies ist allerdings meine These. Sie ist im Gespräch nicht deutlich ausgesprochen.

Schlussbemerkung

Während es in der griechischen Philosophie um die Frage geht, wie der Mensch die Idee doch noch als das Wirkliche, das Urbild erkennen kann, wenn er durch das Vergängliche, die Erscheinung, die sich ewig wandelnden stofflichen Formen blickt und sich somit von der Täuschung befreit, interessiert die Denker des deutschen Klassik, speziell Goethe, zwar auch der Weg von der Erscheinung zur Idee, aber eigentlich als Voraussetzung zur Beantwortung der Frage, wie der Weg von der Idee zur Erscheinung führt, nämlich inwiefern das Urbild eine schaffende Kraft ist, eine Energie in der ursprünglichen griechischen Bedeutung des Begriffs, eine aus dem Geistigen ins Materielle schaffende Krafft, in unserem heutigen Sprachgebrauch eine wirklichkeitsschaffende Kraft.

In diese Richtung gehen auch Evgenij Kozlov Aussagen. Die Idee wird aber nicht nur als Kraft verstanden, welche die sichtbaren Objekte erzeugt, sondern als Kraft empfunden, durch die die Person selbst erzeugt und Künstler wird. Es geht also dem Künstler keineswegs darum, einer begrifflich fixierten Idee eine bildhafte Form zu verleihen, zum Beispiel der Idee des Schönen oder der Idee der Liebe. Sondern es geht darum, aus der empfundenen schöpferischen Kraft heraus die gegebene Welt umzuschaffen. Die Welt gewinnt dadurch im Äußeren ein Kunstwerk, welches naturgemäß vergänglich ist; das eigentlich Neue und Unvergängliche, was damit in die Welt tritt, ist das vom Menschen mitgeschaffene geistig schöpferische Element, welches über ihn selbst hinaus Wirkung entfaltet, indem es in den anderen Menschen zur schöpferischen Kraft wird, ihr Künstlertum entwickelt.

Den Zustand, der Voraussetzung für diese Prozesse ist, welche Evgenij Kozlov mit dem Begriff „die Kunst der Zukunft“ definiert, beschreibt er als

„Eben dieser innere Reichtum des Verlangens und dieses innere Verlangen nach ..... Reichtum."

In welchem Umfang der Künstler in dem Schaffensprozess sich der Impulse seines Schaffens bewusst werden kann und sie sich damit zu eigen macht, oder ob er sich „nur“ als Medium inspirierender Kräfte versteht, die im Unbewussten bleiben, ist eine durchaus aktuelle Frage. In einer Epoche, in der der Mensch sich als Eigenpersönlichkeit verstehen will, weil er eine deutliche Empfindung von sich selbst hat, sucht er sich Aufschluss über die Kräfte seines Ich zu geben, über seinen persönlichen Anteil an allem Schöpferischen. Der Mensch will aus seinem Ich heraus handeln, und umso mehr kann er aus seinem Ich heraus handeln, je mehr er das Unbewusste in Bewusstes verwandelt.

Für Evgenij Kozlov besteht kein Konflikt zwischen eigenen und inspirierenden Kräften, kein einerseits und anderseits. Sie bilden ein Gemeinsames. Ein deutliches Selbstgefühl geht einher mit einem deutlichen Wahrnehmen von in die eigene Person wirkende Impulsen. Mehr noch: beide bedingen einander und bedingen die künstlerische Produktion, welche auf sie zurückwirkt und sich somit steigert; es ist ein dialektischer Prozess. In humorvoller Weise hat der Künstler diesen scheinbaren Widerspruch in seinem Manifest aus dem Jahre 2004 aufgelöst: Im Dialog mit dem imaginären Betrachter gibt er die gewünschte Rechtfertigung.

..... weiter zum Manifest in russischer Sprache>>


E - E

MANI-FEST

(MONEY - FEST)

- E-E,
Wozu
nur
haben
Sie das
alles gemacht
((gezeichnet,
geklebt,
gemalt
geformt?
Wie
konnten
Sie
bloß !?

„ - Ich kann nichts dafür ....
Das war nicht ich ..".

- ((Drohend)) - Wer dann?
„ -Das war er, er ..."
- Wer er?! ((Noch drohender))
„ - Gott der Allmächtige. "
- Aha, da haben wir’s!
„ - Was?"
- Na dass Sie das gar nicht selbst gemacht haben !!!
„ - Wieso nicht selbst? Selbstverständlich ich selbst !!!!!!!! "

- ((Geringschätzig))
Sie etwa?
„ - Ja sicher ."
- Na, da haben wir Sie
ja schon wieder !
„ - Was ist denn jetzt ?"
- Sie haben doch gerade erst gesagt,
dass Sie das alles nicht selbst gemacht haben.
„ - Wer denn sonst?"
- Wer schon, Gott der Allmächtige, genau der.

„ - Klar,
er
natürlich
auch."

E-E