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Hannelore Fobo: Die Neuen Künstler, Leningrad (1982-1989)
Wahrheit und Schein als Strategie bei Timur Novikov und als Transfiguration bei (E-E) Evgenij Kozlov Symposium Gegen(-)Kollektive • Leipzig, 10. September 2021
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Um einiges komplexer ist Kozlovs Vorgehen bei den Gemälden und hier insbesondere bei den vielfigurigen Kompositionen. (E-E) Evgenij Kozlov
Mit Georgy Guryanov, Igor Verichev und Timur Novikov erscheinen drei wichtige Persönlichkeiten aus der Bewegung der Neuen Künstler. Sie müssen sich allerdings gegen den Hai und die weibliche Figur im unteren Bereich des Bildes behaupten. Dazu kommen eine Reihe kleinerer Portraits, darunter Darstellungen von Valery Alakhov, Sergei Bugaev und ein Selbstporträt des Künstlers mehr>>. Man könnte hier in gewissem Sinne von einer kollektiven Aktion sprechen, und zwar in dem Sinne, dass Kozlov die Dargestellten auf vielfältige Weise miteinander agieren lässt, die jedoch deutlich über ein realistisches Geschehen hinausführt. Pop Mekhanika. Rock Club Leningrad Dezember 1985 Foto: E-E Kozlov mehr>>
Ich habe für Kozlovs Vorgehen den Begriff Transfiguration gewählt. Dieser Begriff wird in der Kunstgeschichte üblicherweise für Darstellung der Verwandlung oder Verklärung Christi verwandt. Hier ist aber keine Überwindung dunkler Kräfte gemeint im Sinne einer Erleuchtung oder einer sonstigen sakralen Wandlung der Figuren, auch wenn sich bei Kozlovs Porträts Parallelen zur religiösen Malerei finden lassen mehr>>. Sondern gemeint ist, dass der Künstler eine stoffliche Form in eine andere stoffliche Form umformt, oder wenn man so will, ein Bild nach seinen eigenen Vorstellungen in ein anderes Bild überführt, das er auf diese Weise verlebendigt. Damit verleiht er den Figuren den Schein einer Geistigkeit. Ich habe das zu Beginn des Textes als Entwickelung von der Person zur Individualität beschrieben; man könnte es auch eine Überführung der Person in die Überzeitlichkeit oder Außerzeitlichkeit nennen, aber eben nur im Bild. Das klassische Beispiel dafür ist Leonardos Mona Lisa, aber es ist klar, dass ein Künstler 500 Jahre später andere Wege sucht. Ich komme zu meiner Schlussbemerkung. Was das Bild der Neuen Künstler als Gruppe betrifft, so prägen sowohl Novikov als auch Kozlov dieses Bild mithilfe des Scheins, verwenden ihn aber auf höchst unterschiedliche Weise. Novikovs Texte wie auch seine späteren Erinnerungen regen uns an, ihre Faktizität zu überprüfen, um die zahlreichen Widersprüche auszuräumen, die sich bei einem Vergleich seiner Aussagen ergeben. Wir suchen den wahren Kern, worauf ich im Übrigen nicht wenig Zeit und Mühe verwendet habe. Im Gegensatz zu Novikov gestaltet Kozlov seine Fantasie in seinen Bildern, und hier ist eine uneinheitliche Darstellung der Neuen Künstler kein Problem, weil der Weg von der Person zur Individualität verschieden gestaltet werden kann. Der Künstler macht verschiedene Vorschläge, die doch immer Schein bleiben, weil sie weder die abgebildete Person noch den Betrachter in irgendeiner Weise von ihrer Faktizität überzeugen wollen. Das ist übrigens auch der Grund, warum Kozlovs Porträts bei seinen Künstlerkollegen so hoch im Kurs standen – warum der 2013 verstorbene Georgy Guryanov eines dieser Porträts als Profilbild für seine Facebook-Seite gewählt hatte. Georgy Guryanov. Facebook Profilbild mit (E-E) Evgenij Kozlovs Porträt von 1987. Screenshot 2017
Ausstellungskatalog Neue Künstler „De Nya från Leningrad“, Kulturhuset, Stockholm 1988 mehr>>
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