Hannelore Fobo, nach Forschungsergebnissen von Evgenij Kozlov (2009)


CHAOSE ART

 

Einführung - Seite 1

Seite 2 >> Seite 3 >> Seite 4 >> Russian/русский >> English >>

Century XX Century XX >>


Drei Hauptströmungen entstehen in der Kunst des 20. Jahrhunderts und bestimmen wesentlich die Kunst des 21. Jahrhunderts.

Die eine Strömung ist eine mehr intellektualistische. In ihr wird das Kunstwerk als Gegenstand aufgefasst, der Platzhalter seiner Bedeutung ist. Das Werk entsteht als Chiffre für eine bestimmte Haltung seines Schöpfers, den „kritischen Ansatz“ mit gesellschaftlicher oder psychologischer Analyse. Somit bedarf es einer Auflösung der Chiffre, wenn man zum Bedeutungsgehalt des Werks vordringen will. Diese Strömung fokusiert auf die in Begriffe gebrachte Aussage eines Werks und kann im weitesten Sinn als „Konzeptkunst“ zusammengefasst werden; dazu gehört der Dekonstruktivismus genauso wie die Pop-Art.

Bezüglich der Konzeptkunst besteht tendenziell die Versuchung, den (auch derben) Witz, den Esprit des Autors mehr zu schätzen als sein Produkt; das Produkt selbst besteht nicht selten in der Auswahl, Wiederholung oder Markierung eines vorhandenen Gegenstandes. Das Kunstwerk wird auf diese Weise zum Bonmot, und entsprechend kurz ist seine Lebensdauer. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass die Kontextuntersuchung einen großen Raum einnimmt, denn ein Bonmot ist nur in seinem Kontext verständlich. Der Erfolg der Konzeptkunst beruht darauf, dass sie suggeriert, die Intention des Künstlers zu verstehen sei gleichbedeutend damit, den Wert seines Kunstwerks zu erkennen.

Die entgegengesetzte Strömung finden wir im Abstraktionismus: er ist der Versuch, Gefühle zu erzeugen, die nicht vom Denken gesteuert, sondern unmittelbar durch die Sinne gestaltet werden. Abstrakte Kunst ist Psychologie der Farbe, der Form und der Linie. Sie hat einen meditativen Charakter, der das sprechende Denken ausschließen will, um den Betrachter zur reinen Empfindung zu bringen. Die ersten abstrakten Kunstwerke besitzen die Kraft der Innovation, der Originalität, die späteren abstrakten Kunstwerke versuchen, an dieser Kraft zu partizipieren.

Während das Kunstwerk der ersten Art zur Frivolität neigt, neigt das Kunstwerk der zweiten Art zur Beschaulichkeit. Das frivole Kunstwerk gefällt dem Menschen, der im Diskurs ist, auf der Höhe der Zeit, der die Produktpalette überblickt: Konzeptkunst wird zur Salonkunst, die Stichworte für den akademischen Small-Talk liefert. Das beschauliche Kunstwerk spricht den Menschen an, der Innerlichkeit sucht und dabei gerne bei einer gewissen Schwärmerei stehenbleibt: Abstraktionismus wird zum Attribut einer bürgerlichen Behaglichkeit.

Das Kunstwerk, das sowohl das Denken als auch die Intuition herausfordert, indem es komplexe Harmonien erzeugt, die das Ungeordnete, Unchiffrierte miteinschließen, nicht auflisten, sondern Bezüge in ihm herstellen, das Kunstwerk, welches das Chaos belässt und gleichzeitig in eine Ordnung höherer Art verwandelt, das ist CHAOSE ART.




Weiter zu Seite 2 >>